Analytische Stellenbewertung – Ein Ansatz zu einer wertschätzenden Mitarbeiterkultur

Wir arbeiten mit unseren Kunden neben der Optimierung des Recruitings auch an einer die Mitarbeiter wertschätzenden Unternehmenskultur. Diese erhöht die Mitarbeiterbindung und Identifikation mit dem Unternehmen, schafft also die Basis für eine hohe Arbeitgeberattraktivität und den Einsatz der Mitarbeiter als Markenbotschafter.

Mit einem unserer Kunden haben wir über ein Potential Assessment eine neue Management Ebene geschaffen, damit die Mitarbeiter zunächst einen Ansprechpartner bekommen, der Zeit hat, sich um deren Entwicklung wirklich zu kümmern. Um diese neuen Manager in die Lage zu versetzen, ihrer Aufgabe, der Mitarbeiterentwicklung nachzukommen, war es zunächst notwendig, eine Jobstruktur mit entsprechenden Vergütungsbandbreiten zu etablieren. Das Handwerkszeug für Entwicklungsgespräche und eine gerechte Eingruppierung und Entlohnung von Mitarbeitern. Insbesondere die junge Generation ist bzgl. gerechter Entlohnung sehr sensibel. Wie Prof. Dr. Thorn Kring von der Steinbeis Hochschule Berlin es in seiner Generation Y Studie aus 2013 auf den Punkt bringt:

Das Einkommen bleibt für die Generation Y ein wesentlicher Motivator. Die Vergütungssysteme eines Unternehmens sollten diesem Aspekt Rechnung tragen. Dies gilt insbesondere in Bezug auf die Transparenz hinsichtlich einer leistungsgerechten Entlohnungspolitik.

Dazu haben wir mit QPM zusammengearbeitet, einem Startup, das im vergangenen Jahr gegründet wurde und einen innovativen Ansatz zur Stellenbewertung entwickelt hat, als Basis für Vergütungsstruktur und Personalentwicklung.

Mit dem QPM Bewertungssystem www.gradar.com wird ein einfach zu bedienendes online Tool geboten, das wohl einzigartig ist in der Branche, auch im Vergleich zu den großen international etablierten Vergütungsberatungen. Und es ist vor allem für kleinere mittelständische Unternehmen bezahlbar! QPM steht zudem für einen analytischen, datenbasierten Ansatz für die HR Arbeit, was unserer Vorliebe für das Thema „Big Data in HR“ entgegenkommt (auch wenn es in HR vielleicht nur Small Data sind).

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Philipp Schuch, Gründer QPM

Auf dem HR Innovation Day Ende Mai in Leipzig gibt es einen Vortrag und einen Workshop mit QPM. Wir haben im Vorfeld mit dem Gründer, Philipp Schuch, gesprochen.

SEUBERT HR: Wir haben uns 2012 auf dem ersten HR BarCamp kennengelernt. Auf diesem stelltest Du in einer Session Deine Idee eines „Open Grading Systems“ vor. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Erzähl doch mal was sich ereignet hat.

Philipp Schuch: In den drei Jahren seither habe ich viele Projekte im Bereich Stellenbewertung und Vergütungsstrukturierung durchgeführt, eine Familie gegründet und zusammen mit guten Freunden die OPM Quality Personnel Management GmbH gegründet. Wir sind seit Anfang des Jahres mit unseren Tools „gradar the job evaluation engine“ und „rosetta a job levelling comparison“ sowie als Berater für Stellenbewertung und Vergütungssysteme am Start.

SEUBERT HR: Was hat Dich bewogen mit QPM Dein eigenes StartUp zu gründen?

Philipp Schuch: Stellenbewertungssysteme gibt es schon seit mehr als einem halben Jahrhundert. Einige Systeme aus den Zeiten des Taylorismus sind aus heutiger Sicht nicht mehr tragbar, da sie oft körperliche Kraft oder äußere Bedingungen für die Bewertung heranziehen. Das erzeugt ein Potential für geschlechtsspezifische Diskriminierung. Auch bevorzugen die alten Systeme oft Führungspositionen, wenn man hochwertige Positionen bewertet. Ich bin der Meinung, dass diese Systeme den heutigen Ansprüchen an Stellenprofile nicht mehr gerecht werden. Unsere Wissensgesellschaft erfordert hochwertige Jobs in der Fachlaufbahn und moderne Organisationsformen bauen auf flexible Projektmanagement Funktionen.

Manche aktuellen Systeme sind in dieser Hinsicht etwas fortschrittlicher, aber meist teuer, kompliziert und schwer zu bedienen, so dass das Unternehmen auf eine kostspielige und langfristige Projektbegleitung durch externe Beratungsunternehmen angewiesen ist.

Wie Du anfangs erwähntest, lud ich auf dem BarCamp 2012 in einer konzeptionellen Session zur Entwicklung eines „Open Grading Systems“ ein. Ich stellte mir damals noch vor, dass ein gemeinschaftlich entwickeltes Positionsbewertungssystems frei, also „Open Source“ sein könnte, unterschätze aber den Aufwand und die Kosten, die mit der Entwicklung einhergehen.

Anfang 2014 begann ich gemeinsam mit meinen Freunden Silke Aumann und Janina Blohm sowie Ralf Kuklik und natürlich mit Dir mit der Entwicklung des Algorithmus von „gradar the job evaluation engine“. Unser Ziel war von Anfang an, allen an der Stellenbewertung beteiligten ein modernes, einfaches und sicheres Werkzeug zur Stellenbewertung an die Hand zu geben, das auch für den Mittelstand und kleinere Unternehmen bezahlbar ist.

Und um auf Deine Frage zu antworten. QPM habe ich gegründet, um den Investitionen in Algorithmus sowie in das Produkt gradar.com eine adäquaten und professionellen unternehmerischen Rahmen zu gewähren.

SEUBERT HR: Kannst Du uns die Funktionsweise von gradar beschreiben?

Philipp Schuch: gradar ist ein internetbasiertes, analytisches Stellenbewertungssystem. Beim Job Grading werden die Anforderungen an eine Position mit den zur Laufbahn passenden qualitativen und quantitativen Faktoren bewertet. Damit erlaubt gradar eine faire und nachvollziehbare Stellenbewertung, die frei von Alters- und Geschlechtsdiskriminierung ist.

Und ein weiterer Vorteil von gradar ist: Die Bewertungslogik ist auch mit vorhandenen Tarifsystemen und dem Europäischen Qualifikationsrahmen kompatibel.

Das Tool basiert auf modernster Webtechnologie und ist dadurch richtig schnell sowie intuitiv zu bedienen. Nach einer kurzen Orientierung kann der Nutzer die Stellenbewertung in der eigenen Organisation in der Regel selbstständig durchführen. Verschiedene Zusatzfunktionen, wie Kommentierung und Speichern der Ergebnisse, ein organisationsweiter Quervergleich und die Möglichkeit verschiedene Zugriffsrechte zu verteilen, geben den beteiligten Personen die volle Kontrolle über den Prozess.

Letzteres ist der eigentlich innovative und disruptive Ansatz von gradar. Das Wissen um die Stellenbewertung liegt nicht in den Köpfen teurer Berater sondern wird systematisch in einer Personal- oder Organisationsabteilung aufgebaut. Ich glaube an das Empowerment unserer Nutzer und verabscheue monopolistisches Know-How.

SEUBERT HR: Was ist das Besondere an gradar?

Philipp Schuch: Mit gradar bieten wir eine moderne Grundlage für systematisches Personal- und Vergütungsmanagement, die sich auch mittelständische Unternehmen leisten können. gradar ist als webbasierte Anwendung benutzerfreundlicher, moderner und erheblich günstiger als die anderen Systeme auf dem Markt.

Wir lizenzieren die Software ohne versteckte Kosten, also ohne verpflichtenden Mehraufwand für ein Beratungsprojekt, da wir davon ausgehen, dass gradar selbsterklärend ist und auch ohne dauerhafte externe Unterstützung genutzt werden kann. Wer sich mit anderen Positionsbewertungssystemen auskennt, wird gradar sofort nutzen können. Und alle anderen können nach kurzer Anleitung durch einen Berater loslegen und valide Ergebnisse produzieren.

Durch unser Laufbahnmodell können wir gewährleisten, dass nicht nur Führungs- und Budgetverantwortung eine hohe Einstufung ermöglichen, sondern auch Stellen in der Fachlaufbahn oder im Projektmanagement bei vergleichbaren Anforderungsprofilen die gleiche Wertigkeitsstufe erhalten.

Die Software wurde bereits während der Entwicklung produktiv bei Kunden eingesetzt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen haben wir im agilen Entwicklungsprozess direkt umgesetzt und sind durchaus stolz, dass wir Wünsche unserer Kunden aufnehmen durften. gradar könnte also eine kleine Revolution auf dem Markt auslösen.

SEUBERTHR: Wieviel ist denn von der „Open Grading“ Idee übrig geblieben?

Philipp Schuch: Nun, ich habe eine kleine Tochter, die mich manchmal nicht schlafen lässt, so dass ich die Analyse von Wertigkeitsstufen in Tarifverträgen sowie Vergütungsstudien weiter fortgeführt habe. Daraus ist „rosetta a job levelling comparison“ entstanden. Dabei handelt es sich um eine Orientierungshilfe zum Vergleich von gradar grades mit Bewertungsstufen aus Vergütungsstudien sowie Tarifverträgen.

Wir stellen diese Übersicht kostenfrei zur Verfügung, so dass Compensation Fachleute erstmalig einen anbieterneutralen Blick auf die unterschiedlichen Wertigkeiten haben.

Darüber hinaus haben wir uns auch entschieden, eine Basic Version von gradar zur Verfügung zu stellen, mit der zumindest mal in Fach- und Führungslaufbahn Stellen bewertet werden können. In dieser Version fehlen allerdings alle Komfortfunktionen sowie die detaillierten Faktorbeschreibungen, die ab 2.000,- EUR p.a. zzgl. Mwst. freigeschaltet werden können. Um aber „mal eben schnell“ eine Stelle zu bewerten und das ermittelte Grade dann mit der passenden Wertigkeit einer Vergütungsstudie oder eines Tarifvertrags abzugleichen, reicht diese kostenlose Funktion für erfahrene Anwender völlig aus.

SEUBERT HR: An welche Zielgruppe richtet Ihr euch denn nun mit gradar und QPM?

Philipp Schuch: Grundsätzlich kann gradar in Unternehmen jeglicher Größe und Organisationsform verwendet werden. Wir möchten aber vor allem Mittelständische Unternehmen ansprechen, da hier oft noch ein großer Bedarf zur Systematisierung in der Personalarbeit anzutreffen ist, die Aufwände und Kosten für am Markt vertretene Systeme sowie die damit einhergehenden Beratungsangebote in der Vergangenheit allerdings prohibitiv hoch waren.

SEUBERT HR: Wie stellst Du dir die weitere Entwicklung vor? Welche Pläne hast Du für die Zukunft?

Philipp Schuch: Wir bauen aktuell die Software um, um das Tool neben Deutsch und Englisch auch in sechs weiteren Sprachen anbieten zu können, so dass gradar auch international angewendet werden kann. Hierzu arbeiten wir mit Partnerunternehmen vor Ort zusammen, denn wir sehen einen weltweiten Markt für unser Angebot.

Mittelfristig möchten wir unsere Produktpalette um pfiffige Lösungen erweitern, die ein Wertbeitrag für die Personalarbeit unserer Kunden sein werden. Wir haben schon viele Ideen, wie wir basierend auf, oder verknüpft mit gradar weitere Module aufbauen können, um zur Standardisierung von Prozessen und Systemen beitragen zu können.

Zusammen mit Silkes Fähigkeit komplexe empirische Analysen durchzuführen, die sie als „Aumann Analytics“ vermarktet, können wir auch datenbasierte Analysen unter anderem zu den Themen equal pay, equal opportunity und demografischer Wandel durchführen.

Vor allem aber freue ich mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Dir. Denn Du hast die Gründung und Entwicklung von der ersten Stunde begleitet und alle Meilensteine miterlebt. Von Deiner langjährigen generalistischen HR-Erfahrung hat gradar bei der Überprüfung der Anwendbarkeit der Logik und der Features enorm profitiert.

Schließlich wird mich die Familie weiter auf Trab halten, denn nichts ist schöner und hält den Kopf frischer, als Kinder aufwachsen zu sehen und ihre Entwicklung zu begleiten.

SEUBERT HR: Ich freue mich auf weitere gemeinsame Projekte! Vielen Dank für die interessanten Einblicke und viel Erfolg bei der Revolution der Stellenbewertung. Und alles Gute für die Familie. Wir sehen uns auf dem HR Innovation Day in Leipzig.

30. April 2015 von Volker Seubert
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